Freitag, 26. Oktober 2012

Treffen mit Aleksander Laks

Da das Fort in Copacabana zum Zeitpunkt unseres vorgesehenen Besuchs noch nicht geöffnet war, verbrachten wir eine ruhige halbe Stunde am Strand von Copacabana. Auch ohne prallen Sonnenschein lässt sich das Strandleben genießen.
 
 
Aleksander Laks, geboren in Łódź, nach dem 2. Weltkrieg nach Brasilien ausgewandert, ist Vorsitzender der Vereinigung der Überlebenden des Holocaust in Rio de Janeiro. Jedes Jahr kehrt er zum Konzentrationslager Flossenbürg zurück – Endstation seiner langen Odyssee durch verschiedene Konzentrationslager und der Ort an dem sein Vater ermordet wurde. Als einziger Überlebender einer 60-köpfigen jüdischen Familie wanderte er in den Nachkriegsjahren nach Brasilien aus. Wir hatten die Ehre, von ihm bei sich zu Hause in Corpacabana zu einem ganz besonderen, persönlichen Zeitzeugenbericht empfangen zu werden:
 
Wir marschierten immer weiter. Unser Ziel war der Tod. Es gab kein Essen, und der nächste Tag war immer schlimmer als der vorherige. Mein Vater war nicht mehr der gut aussehende und kräftige Mann von früher. Nur mit großer Mühe konnte er sich weiterschleppen, die Füße nachziehend, völlig erschöpft. Er sagte zu mir: „Mein Sohn! Ich kann nicht mehr gehen, aber du musst weiter marschieren. Wenn du überlebst, erzähle alles, was uns widerfahren ist. Höre nicht auf damit, auch wenn man dir nicht glaubt!“
 
Aleksander Henryk Laks hört seit dem nicht mehr auf zu erzählen. Seine zutiefst bewegenden, sehr persönlich gehaltenen Zeitzeugenberichte sind eindrucksvoller Beleg dafür, mit welcher Hingabe Aleksander Laks der Bitte seines Vaters entspricht und den Millionen Leidensgenossen, die den Gräuel des NS-Regimes zum Opfer fielen, eine sehr menschliche Stimme verleiht. Besonders am Herzen liegen ihm dabei die jungen Menschen, denn vergangenes Leid darf auch in zukünftigen Generationen nicht in Vergessenheit geraten, damit die aus der Geschichte gezogenen Lehren tradiert und aktiv gelebt werden.
 
Was die Teilnehmer/-innen dieses Treffens neben den natürlich schockierenden Tatsachen über den Holocaust mitnahmen, ist die Erfahrung des Zusammentreffens mit einem durch und durch menschlichen Zeitzeugen, der seine Würde bewahren konnte und seinen Mitmenschen mit vorbehaltloser Liebe und Güte begegnet. Die intensive Auseinandersetzung mit dem Schicksal eines Mitmenschen macht uns weniger Anfällig für diskriminierende Einstellungen. Auch leben Aleksander und seine Familie in unserem kollektiven Bewusstsein solange weiter, wie wir uns ihrer erinnern.
 


 

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